Entscheidungsfaktoren bei der Wahl einer Wärmepumpe
Der Weg zur richtigen Wärmepumpe führt über relevante Entscheidungsfaktoren. Wir haben die wichtigsten Punkte zu einem Ratgeber zusammengestellt und geben zudem wichtige Tipps zur richtigen Pflege.
Primärenergie
Rund zwei Drittel des gesamten Energieverbrauchs im Haushalt werden noch immer fürs Heizen aufgewendet. Wird die Warmwasseraufbereitung noch dazu gerechnet, sind es sogar 80%. Deshalb ist es klug, auf erneuerbare Energie zu setzen.
In der Schweiz liegt der Anteil an fossilen Heizungen jedoch noch bei über 60 Prozent. Öl-, Gas- und Pelletheizungen verbrauchen nicht nur viel Energie, sondern auch wertvolle Ressourcen. Ausserdem produzieren sie viel CO2. Eine kluge Alternative sind da Wärmepumpen, die Umweltenergie (aus Luft, Grundwasser oder Erdwärme) nutzen, um Heizwärme zu produzieren. Denn eine Wärmepumpe ist effizienter in Bezug auf den Energieverbrauch: Bis zu fünf Teilen Wärme kann mit einem Teil Strom erzeugt werden. Aus einer Kilowattstunde macht sie bei Aussentemperaturen von 2°C 4 kWh. Eine fossile Heizung kann mit einer Kilowattstunde nur 0.95 kWh erzeugen.
Zwar hat eine Wärmepumpe in der Anschaffung ihren Preis. Doch auf 20 Jahre gesehen, ist diese wirtschaftlicher und wartungsarmer als fossile Heizsysteme. Es gibt diverse Förderprogramme von Bund, Kantonen und Gemeinden, die den Einbau einer Wärmepumpe finanziell unterstützen.
Wärmequelle
Die Wahl der Wärmequelle geht einher mit der Ausgangslage des jeweiligen Objektes. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe bezieht die Energie aus der Umgebungsluft, indem sie diese über einen integrierten Ventilator ansaugt. Die Wärme wird schliesslich an den Wasserkreislauf der Fussboden- oder Radiatorheizung abgegeben. Bei der Luft Wasser-Wärmepumpe gibt es die Möglichkeit zur Innen- oder Aussenaufstellung. Bei letzterer müssen die Schallvorschriften berücksichtigt werden. Ist eine Installation von aussen sichtbar oder werden bauliche Massnahmen vorgenommen, wird eine Baubewilligung notwendig.
Eine Erdsonde-Wärmepumpe arbeitet mit Wärme aus dem Erdreich. Ab einer gewissen Tiefe herrschen konstante Temperaturen zwischen 7 und 12 °C. Aus der gewonnenen Energie wird Nutzwärme für das Heizverteilsystem erzeugt.
Die Luft-Wasser-Wärmepumpe ist insgesamt die beliebteste und meistverkaufte Wärmepumpe. In der Anschaffung ist sie kostengünstiger als eine Erdsonde-Wärmepumpe. Bei dieser müssen zudem Bohrmassnahmen mitberücksichtigt werden. Der Bohrgrund sowie die Lage des Grundstücks sind dafür entscheidend.
Lautstärke
In der Regel muss in der Schweiz bei einer Aussenaufstellung ein Schallnachweis erbracht werden: Gemäss Lärmschutzverordnung sind in der Wohnzone während des Tages 45 dB(A) und in der Nacht 35 dB(A) einzuhalten. Hochwertige Wärmepumpen unterschreiten diese Grenzwerte deutlich.
Bei Invertergeräten ist der Schallpegel nicht immer gleich gross, da die Wärmepumpe leistungsgeregelt arbeitet. Bei wärmeren Temperaturen wird die Leistung zurückgefahren, Ventilator sowie Verdichter werden gedrosselt und das Gerät wird dadurch insgesamt leiser. Am ehesten zu hören sind Wärmepumpen deshalb bei tiefen Temperaturen von ca. -7°C.
Gewisse Geräte weisen einen Silentmode auf, wodurch die oberen Schichten der Leistung abgeschnitten und der Schallpegel noch zusätzlich verringert werden können. Solche Geräte eignen sich besonders gut bei engen Bebauungen.
Vorlauftemperatur
Bei Heizsystemen ist es grundlegend wichtig, dass eine genügend hohe Vorlauftemperatur erreicht wird. Moderne Wärmepumpen erreichen auch bei tiefen Minusgraden hohe Vorlauftemperaturen von bis zu 75°C. Dadurch können auch hohe Brauchwarmwassertemperaturen (von über 60°C) erzeugt werden, was die thermische Desinfektion durch Beseitigung von Legionellen bewirkt.
Dennoch gilt: Je tiefer die Vorlauftemperatur des Heizwassers, umso weniger Energie wird verbraucht. Die Fussbodenheizung bietet deshalb im Vergleich zu Radiatoren klare Vorteile. Wird die Raumtemperatur tief gehalten, kann der Energieverbrauch nochmals massiv gesenkt werden.
Heizen und Kühlen
Wärmepumpen bieten deutlich mehr Vorteile als fossile Heizsysteme: Sie können nicht nur heizen und warmes Wasser produzieren, sondern im Sommer auch kühlen. Bei einer Fussbodenheizung kann im Sommer dank des Umkehrprinzips der Wärmepumpe kühles Wasser durch die Heizungsrohre und dadurch Wärme aus dem Haus transportiert werden. Dadurch bietet die Wärmepumpe einen deutlichen Mehrwert gegenüber fossilen Heizungen.
Kältemittel
Das Kältemittel nimmt im Prozess des Wärmetausches eine Schlüsselrolle ein. Dadurch nimmt es signifikanten Einfluss auf die Effizienz der Anlage. Grundsätzlich sollten Kältemittel möglichst «ungefährlich» sein: nicht toxisch, nicht brennbar, umweltverträglich, aber auch günstig und gut verfügbar. Dies sind hohe Anforderungen, denen es Rechnung zu tragen gilt. Lange Zeit hatte die Wärmepumpenbranche auf synthetische Kältemittel mit tiefem GWP-Wert* gesetzt. Doch da fluorierte Gase (auch bekannt als F-Gase) schwer abbaubare Substanzen sind, geht der Trend Richtung natürliche Kältemittel. Viele Hersteller setzen bei Wärmepumpen auf Propan, ein ausgezeichnetes Kältemittel, welches sehr effiziente Wärmepumpenprozesse ermöglicht. Da es leicht entzündlich ist, ist es ratsam, bei Innenaufstellungen die Räume durch einen Luftabzug zusätzlich zu entlüften.
*Der GWP-Wert (Global Warming Potential) vergleicht die Wirkung eines Kältemittels auf den globalen Treibhauseffekt mit jener von Kohlendioxid.
Wartung
Auch eine wartungsarme Heizung wie die Wärmepumpe braucht ab und zu Pflege. Bevor die Heizperiode beginnt, sollte die Anlage auf Wintertauglichkeit überprüft werden. Das Wichtigste ist, die Heizkurve richtig und möglichst niedrig einzustellen. Dadurch kann vermieden werden, dass das Heizwasser überhitzt und zu viel Energie verloren geht. Die Vorlauftemperatur sollte bei einer Bodenheizung zwischen 25 und 30 °C eingestellt werden. Die Böden sollten zu Beginn der Heizperiode langsam erwärmt werden. Dies spart Energie und hält die Heizkosten tief.
Zudem sollte die Heizanlage regelmässig gemäss Betriebsanleitung auf Funktionstüchtigkeit hin überprüft werden. Dazu gehört, den Ablauf zu reinigen, den Schacht und die Gitter von Verschmutzung zu befreien und den Wasserdruck zu kontrollieren. Beim Warmwasser-Boiler sollte die Anoden-Signalisation beachtet und bei den Lüftungsgeräten die Filter ausgewechselt werden. Alle diese Kontrollen können die Hausbesitzer zwar selbst durchführen; kompliziertere Einstellungen sollten jedoch besser vom Fachmann inspiziert werden. Dieser kann die Wasserqualität prüfen, gegebenenfalls den Wasserdruck anpassen und die Einstellungen kontrollieren, damit keine elektrische Zusatzheizung eingeschaltet wird.
Zu den regelmässigen, saisonalen Inspektionen wird eine Einstellungskontrolle mindestens alle zwei Jahre empfohlen. Dazu gehört die Überprüfung des Kältekreises und des Stromverbrauchs, Reinigung der Kältekreismessung und der Stromaufnahme, die Prüfung des Frostschutzgehalts der Erdsonde sowie die korrekte Justierung der Regler. Mit einfachen Anpassungen lässt sich die Anlage bedeutend optimieren.