79 Prozent der Schweizer wünschen sich ein Ende von Öl- und Gas-Heizungen im Altbau
Ein Beispiel in Zürich zeigt: Klima- und Denkmalschutz vereinbar
Rund 60 Prozent aller Wohngebäude der Schweiz werden noch mit klimaschädlichem Öl oder Gas beheizt. Dabei wünscht sich laut Energie-Trendmonitor 2023 eine grosse Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer, der Verzicht auf fossile Energieträger im Altbau solle stärker vorangetrieben werden. Die beste Alternative sind Wärmepumpenheizungen. Diese arbeiten selbst in mehrgeschossigen Altbauten äusserst effizient. Ein denkmalgeschütztes Mehrfamilienhaus in Zürich zeigt eindrucksvoll, wie die Sanierung gelingt.
Konkret wird ein über 100-jähriges Stadthaus mit zehn Wohnungen und einem Restaurant im Quartier Sihlfeld heute mit vier Wärmepumpen beheizt. Der Clou: Die Geräte stehen auf dem Dach des denkmalgeschützten Gebäudes. Denn aufgrund der räumlichen Begrenzung im Keller und im Innenhof kommt kein anderer Aufstellungsort in Frage. Der Umstieg auf erneuerbare Wärmeerzeugung war dabei die zentrale Vorgabe der Eigentümer. Das Ergebnis: «Durch den Wechsel von Gas auf erneuerbare Energien können pro Jahr tausende von kWh und viele Tonnen CO2 eingespart werden», sagt Jürg Zwick, Betreuer für Planer und Ingenieure bei STIEBEL ELTRON Schweiz. Der Experte schätzt, dass die so gesparte CO2-Abgabe sich über 15 Jahre auf mehrere zehntausend Franken summiert.
Effizienzgewinn dank Wärmepumpen-Kaskade
Das Beispiel zeigt: Wärmepumpentechnik ist grundsätzlich für die Sanierung von Bestandsbauten geeignet. In Mehrfamilienhäusern wie dem Zürcher Altstadhaus kommt eine Besonderheit hinzu: Vier Geräte werden in diesem Fall miteinander verbunden. Durch eine solche «Kaskade» lässt sich ein hoher Wärmebedarf flexibel abdecken. «Die Kaskade kommt immer dann zum Einsatz, wenn es auf grosse Leistung ankommt, die präzise dem individuellen Wärmebedarf angepasst wird», sagt Patrick Drack, Geschäftsführer von STIEBEL ELTRON Schweiz. «Die Hintereinanderschaltung mehrerer Inverter-Wärmepumpen steigert die Effizienz der Anlage enorm.»
Umfassende Bestandsaufnahme nötig
Die gekoppelten Geräte sichern die Grundversorgung ab und arbeiten bei ansteigendem Verbrauch miteinander synchronisiert. Das hat handfeste Vorteile für den Energieverbrauch und die Lebensdauer des Gesamtsystems. Denn im regulären Betrieb läuft zunächst nur die Wärmepumpe, die zu diesem Zeitpunkt die geringsten Betriebsstunden aufweist. Ist eine mittlere Laufleistung erreicht, schalten sich weitere Geräte in der Kaskade dazu. Wichtig beim Umstieg auf erneuerbare Energien in grossen Gebäuden ist eine umfassende Bestandsaufnahme, um die Heizlast so genau wie möglich zu kalkulieren.
Im Falle des denkmalgeschützten Altbaus in Zürich war allerdings schnelles Handeln geboten, denn die alte Gasheizung war plötzlich ausgefallen. Bewilligungsprozesse und die Abstimmung mit den städtischen Behörden brauchen erfahrungsgemäss Zeit. «Im besten Fall sollte der Umstieg auf den erneuerbaren Wärmeerzeuger mit einigem Vorlauf geplant werden», sagt Drack. «Dazu gehört die Beantragung von Fördergeldern durch Bund und Kantone im Rahmen des Gebäudeprogramms. Dabei helfen unsere Berater.»